Die Historie des Gasthofes

Ehemaliges Amtspflegehaus des Klosters Kaisheim

Wörnitzstein, das erstmals im Jahre 1216 als Stein urkundlich erwähnt wird, gelangt bereits während des 13. Jahrhunderts -1262- größtenteils durch das Kloster Kaisheim, bei dem es bis zur Säkularisation 1803 verbleibt Bekanntheit. Zu den noch gut erhaltenen profanen Bauten des Klosters Kaisheim im Ort Wörnitzstein zählt neben dem Pfarrhaus vor allem das ehemalige Amtspflegehaus, das bis heute als „Pflegerwirt“ an die längst vergangene Klosterzeit erinnert.

Der stattliche, zweigeschossige Bau mit hohem Walmdach aus der Mitte des 18. Jahrhunderts wird dem Baumeister Johann Georg Hitzelberger (1714 – 1729) zugeschrieben, der es im Auftrag des Reichsabtes Cölestin 1. Mermos im Jahr 1769 erbaut hat. Die Wörnitzsteiner Kalvarienbergkapelle, die als schönste Barockkapelle des Landkreises gilt, die elegante Rokokoingestaltung des Leitheimer Schlosses, sowie die schönen Dorfkirchen von Sulzdorf und Tapfheim sind u.a. auf diesen Baumeister zurückzuführen.

Als beachtenswerte Details am ehemaligen Amtspflegerhaus sind das Supraportengitter über dem Eingang, eine qualitativ hochwertige Schmiedearbeit der Kaisheimer Klosterwerkstatt, die Bauinschrift MDCCLXIX (1769) an der Nordwestecke des Hauses, sowie der Riegelbalken als Schließeinrichtung des Hauptportals zu nennen.
Von der Schmidbaurischen „Zapfwirthsgerechtigkeit“ zum Landgasthof Schmidbaur:

1820 erwirbt Andreas Schmidbaur das ehemalige Kaisheimische Pflegerhaus. Im damaligen Amtsjargon " eine Soelde mit Zapfwirthsgerechtigkeit ".
Er gestaltet es zu einer ansehnlichen Dorfschenke um und bemüht sich, diese zur Schildwirtschaft "ZUM SCHWARZEN ADLER" zu erheben. Das wird amtlicherseits nicht genehmigt, auch damals wieherte der Schimmel schon kräftig in den Amtsstübchen.
Für die Wörnitzsteiner wird der "Wirt auf dem Pflegerhaus" schließlich zum "Pflegerwirt"

1849 erbt Sohn Mathias die Wirtschaft und den Hof. Er nennt sich nun "Tafernwirth". Dies bedeutet, dass neben Getränken auch warme Speisen gereicht und Gäste beherbergt werden.

Er baut um 1860 entlang der westlichen Hofgrenze eine Kegelbahn, auf der alljährlich zu Johanni, also am 24. Juni, ein Hammel "herausgeschoben" wird.
Der Liter braunes Winterbier kostet 6 Kreuzer, Sommerbier gab`s für 8 Kreuzer.
Das Bier war im Sommer weniger haltbar und zur Erntezeit stieg die Nachfrage.
Getrunken wurde aus tönernen Humpen. Die aus schwedischen Besatzungszeiten stammende Unsitte aus "Stiefeln" zu trinken und das schwäbische Sprichwort "Ein Stiefelchen in Ehren kann niemand verwehren" stammt vermutlich aus dieser Zeit, verlor aber schnell an Bedeutung.

1883 übernimmt der Sohn Joseph "die Heimat". Das Bier liefert die Kronenbrauerei Donauwörth. Im Sommer wird nun auch das billigere Erntebier angeboten. Am Fastnachtsdienstag, im Frühling (Mai), im Sommer (August) und an Kirchweih (Oktober) wird alljährlich schon ab 2 Uhr nachmittags zum Tanz aufgespielt. Um 1900 kostet eine Maß Bier 22 Pfennige.

Ab Januar 1915 erhellt elektrisches Licht die Wirtsstube.

1920 ist der Sohn Joseph der neue Gast- und Landwirt. Eigene Hausschlachtung und deftige preiswerte Brotzeiten locken nicht nur die Wörnitzsteiner.
Gäste aus der Kreisstadt und den umliegenden Ortschaften zählen bald zur zufriedenen Stammkundschaft.
Auch der damalige Ortspfarrer fühlt sich beim Kartenspiel und dem einen oder anderen frisch gezapften Bierchen in der heimeligen Atmosphäre wohl.

1955 Sohn Josef Schmidbaur versteht es, den guten Ruf des Gasthauses zu festigen und durch die ausgezeichnete Qualität seiner Produkte diesen weiter auszubauen.
Warmer Leberkäs und geräucherte Würste aus der Schlachtung vom Pflegerwirt sind ein Begriff. Bei Hochzeiten und Festlichkeiten wird bestens aufgetischt. Die Hochzeitssuppe von der Theres war damals weit über den Kreis hinaus berühmt. Die Kegelbahn wurde bis Ende 1950 betrieben.
Der Eiskeller wird noch bis 1956 alljährlich mit Natureis gefüllt. Geschlagen im strengen Winter in der Wörnitz wird es auf schweren Schlitten herbeigeschafft um den Gästen ein kühles Bier bieten zu können.

1986 tritt Stefan Schmidbaur, der heutige Wirt, in die Fußstapfen seiner Eltern.
Mit Elan und Kreativität erweitern er und seine Frau das Angebot an feinen und deftigen Gaumenfreuden, gepflegten Bieren und einer liebevollen Auswahl an deutschen Weinen.

Im Januar 1991 nimmt das Ehepaar den Umbau der zu klein gewordenen Gaststube in Angriff. Das Resultat ist eine große und gemütliche Stube in der sich mittlerweile Gäste aus aller Welt zu Hause fühlen. 1992 bietet der Landgasthof Schmidbaur Übernachtungsmöglichkeit für 10 Gäste in gemütlich eingerichteten Gästezimmern im Wirtshaus.

1994 wird das Wirtshaus durch einen Anbau für die Metzgerei und ein Nebenzimmer - dem heutigen Frühstücksraum -  erweitert. Die Produkte der eigenen Metzgerei sind auch heute noch auf der Speisekarte und dem Frühstücksbuffet zu finden. Dienstags gibt es nach wie vor die deftige „Schlachtpartie“ mit Kesselfleisch und haugemachten Würsten.

1996 wird die Bettenzahl auf 24 erhöht. Gerne nutzen Gäste aus aller Herren Länder die ruhige Übernachtungsmöglichkeit in Wörnitzstein, nur wenige Autominuten von der Kreisstadt Donauwörth entfernt. Aufgrund der hohen Nachfrage steht im zum Jahrtausendwechsel 2000 der nächste große Schritt für den Landgasthof Schmidbaur an. Neben dem laufenden Betrieb weicht der ehemalige Schweine- und Pferdestall innerhalb von wenigen Monaten dem Hotelgebäude.

Die Verwendung von regionalen und saisonalen Produkten steht nach wie vor im Vordergrund. Da sowohl der Wirt als auch die beiden Kinder der Wirtsleute leidenschaftliche Jäger sind, stehen ganzjährig Wildgerichte aus dem Donau- Ries auf der Speisekarte. Die urgemütliche, rustikale Gaststube vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit, die Jagdtrophäen und Tierpräparate sorgen für Staunen bei Groß und Klein. Lassen Sie sich von der Wirtin berichten, wie ihr Mann zwei Wildsauen mit einer Kugel erlegte. Waldmannsglück- kein Jägerlatein.

Noch heute wird nachts der aus Pflegerhauszeit stammende schwere Verriegelungsbalken in die Mauernische geschoben, dieser in seiner Einfachheit so endgültig wirkende Akt lässt manch Einem einen Schauer den Rücken hinunterlaufen und die Geschichtsträchtigkeit des Gemäuers spüren.